22.12.09

Weihnachten

Gibt es ein Fest, das die Wirtschaft mehr ankurbelt? Ich habe inzwischen mehr Geld für Weihnachtsgeschenke ausgegeben als ich durch empfangene Geschenke wieder einnehmen werde, aber darum geht es beim "Geist von Weihnachten" ja auch gar nicht. Denkste! Dieses beschissene Fest ist Kapitalismus pur, und deswegen schlage ich jetzt diesen Blog kaputt.

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So! Jetzt können wir weiter diskutieren.
Und die Tastatur nehm ich auch mit, die können die in den Jugendstrafanstal


EDIT Erzengel Gabriel

Ein passender Rahmen für meinen Leserbrief, den zu veröffentlichen sich die hiesige Zeitung aber aus unerfindlichen Gründen weigerte:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

im letzten Jahr nahm ich an Heiligabend an der Weihnachtsandacht teil. Ich war betrunken, aber es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich nicht als Tourist eine Kirche betrat. Ich fühlte mich unbehaglich an diesem Ort; das Programm bestand zur Hälfte aus Buschgetrommel und ich fragte mich, was solche Negermusik in der Kirche zu suchen habe, wo wir ihnen doch überhaupt erst Kirche beibrachten. Zum Glück wurden aber auch noch echte deutsche Lieder gesungen. Das freute mich, auch wenn ich keines kannte. Umso mehr nutzte ich die Zeit zur Beobachtung. Da sah ich Menschen, die mich beobachteten, aus dem gleichen Grund, warum ich es tat. Viele andere kannten die Texte auch nicht, aber bewegten ihre Lippen, um sich nicht die Blöße zu geben. Wiederum andere Textunsichere kannten so etwas wie Scham nicht, und sangen in falschen Tönen nur die Bruchstücke von Begriffen, die ihnen vertraut schienen. "Wir...trala trala... Weihnacht... trala... Christ geboren". Ohne den Ministrantenchor und die Freaks in der ersten Reihe, so meine Überzeugung, wäre das Gesinge ein Fall für das Podium von DSDS gewesen.

Zwischendurch sprach der Führer. Das übliche Nächstenliebezeugs. Ich entdeckte in den vorderen Reihen eine alte Freundin und erwärmte mich an nächstliebenden Vergangenheitsgedanken, denn es war kalt. Und weil das nicht ausreichte, nutzte ich die Gesangspassagen, um jeweils eine meiner zwei Begleiterinnen unter die vordere Holzbank zu zerren, ihren Kopf zwischen meine Kniee zu drücken und meinen Gulliver mit warmem Speichel bearbeiten zu lassen. Ich vemutete, dass es sich irgendwie nicht gehörte. Unverschämt war es bei der Kälte vom Gotteshaus aber ebenso, am Ende auch noch ein paar Taler für den Hut zu verlangen.

Ich fühlte mich in der ganzen Szenerie igendwie falsch. Wie eine falsche Schlange in King Cobra, die sich gerade um den Hals eines C-Schauspielers wickelte. Ich konnte mir das wenigstens eingestehen. Der große Andrang, die vielen Menschen aller Coleur. Verstehe ich ja, wenn das hier ein neuer Media Markt wär, der gerade öffnet. Und Mario Barth noch aufträte. Aber nein. Das ganze Jahr über findest Du kein As hier. Man sieht's am Staub und riecht's in der Luft. Man sollte nicht in Kirchen gehn, wenn man reine Luft atmen will. Doch zu Weihnachten pilgern sie alle her und schlagen sich für Sitzplätze die Schädel ein. Dann geht's tief bewegt nach draußen. Den Bauch vollgeschlagen mit Heilgenscheinen und satt an Katharsis. Morgen Abend schon zimmern sie sich wieder mit Verwandten und Freunden die Birne zu und haben all das schon vergessen, dessen sie hier eben gedachten. Nicht mit mir meine Mitbügerinnen und Mitbürger, solange hier keine Heizkörper aufgestellt werden, betrete ich nie wieder eine Kirche.

Es wünscht Ihnen ein frohes Fest,
der moralische Penis des Ortes, der auf seine unzüchtige Vulva Acht gibt

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