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14.5.10

Der Tag, an dem das Ritalin alle war

The Crazies


Alfons hatte heute Karten für ein Screening von "Shrek Forever After". In Erinnerung an die ersten beiden Teile mit dem darauffolgenden Ausfallen lassen des Drittlings hatte er darauf aber keine Lust, also hat er die Karte seiner 4-jährigen Nichte geschenkt. Die ist natürlich glatt in den falschen Saal gelaufen...
Hier ist ihr Bericht:
"Und wie wars, Berta?" -
"Nich schön." -
"Wieso? Weil er genauso Grotte ist wie die ersten 3?"
"Nein." -
"Was war denn los?"
"War gar kein Shrek da, Onkel Alfons." -
"Was? Was war denn da?" -
"Der Rüsselcowboy, der sonst immer Leute pufft." -
"Timothy Olyphant? Aber der spielt in Shrek doch gar nicht mit." -
"Ja, der Fant mit dem Hut." -
"Worum gings denn?" -
"Da waren so böse Menschen, und er hat einen gepufft. Dann kamen andere böse Menschen, und sie mußten weglaufen, weil noch andere böse Menschen die anderen bösen Menschen gepufft haben." -
"Und das fandste nicht gruselig?" -
"Nein! War spannend!" -
"Und dann?" -
"Dann hats ganz doll Bumm gemacht und nur Onkelfant und Tante sind weitergelaufen." -
"Hast Du mir jetzt das Ende gespoilert, Du Mistgöre?" -
"Neiiin!" -
"Dein Glück. Und wie ist Dein Gesamteindruck?" -
"Breck Eisner nimmt sich Zeit für extrem ruhige Bilder und schafft dadurch eine drückende Spannung - die Ruhe vor dem Sturm als durchgehendes Stilmittel. Das drohende Unheil und der Beginn der Apokalypse schwebt immer unausgesprochen im Raum, und der Kampfstoff wird irgendwann redundant, weil die Menschen sich lieber gegenseitig abmurksen." -
"Und wie steht er bei Dir im Vergleich zum Original?" -
"Das kenn ich nich, Onkel Alfons. Bin doch erst Vier!"

20.6.09

Zuletzt gesehen: Mädchenmund - Der Agent

 
Lisa sitzt auf der Bank und wartet auf den Bus, da wird sie von dem netten Onkel anqequatscht, ob sie sich nicht etwas Geld verdienen will. Lisa will natürlich...Bom Chika Wow Wow! John Tompson, der Rebell unter den Underdogregisseuren befindet sich auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft; "Mädchenmund - Der Agent" ist postmodernes Zitatekino in Perfektion: scharfzüngige Dialoge, die an einen Tarantino aus der Zeit erinnern, als es noch bedeutsam war, an Tarantino zu erinnern, treffen auf das visuelle Genie eines Kubrick. In 4:3 konzipiert, um dem verstorbenen Filmemacher Respekt zu zollen, ist jede Einstellung minutiös geplant und perfekt geframed. Das kongeniale Tondesign vermittelt dem Zuschauer das Gefühl, direkt neben den Protagonisten auf der Bank zu sitzen, und so mittendrin- statt nur dabei zu sein. Das Setting und die Ausleuchtung mögen im ersten Moment seltsam künstlich wirken, aber der aufmerksame Rezipient entdeckt darin natürlich Methodik. Thompson hält der Gesellschaft den Spiegel vor und zeigt, daß Sexualität bei Jugendlichen heutzutage jeglichen anrüchigen Reiz verloren hat, die sie vor dem Zeitalter des Internets noch hatte. Wo heute jeder 12-jährige mit Pornographie überrollt wird, stellt sich bei vielen ein Übersättigungsgefühl und Langeweile ein. Doktorspiele werden artifiziell und routiniert abgespult, weil es für geschlechtsreife Heranwachsende nichts mehr zu entdecken gibt. Die Entfremdung der Menschen untereinander, weil sie ihre kostbare Zeit lieber alleine mit ICQ und in Chatrooms verbringen, statt mit ihren Freunden und Geliebten beisammen zu sein, wird hier von Thompson ebenso angeprangert wie die Kinderarbeit in Malaysia - bei der viele sogar noch weniger als einen Euro pro Stunde verdienen. "Mädchenmund - Der Agent" ist somit hochbrisantes Politkino, das gerade im Wahljahr nicht ignoriert werden kann. Leicht zwiegespalten wurde jedoch die eigentliche Hauptaussage des Filmes aufgenommen, dabei will Thompson eigentlich nur die Kinder und Jugend über die Wirtschaftskrise informieren und ihnen sogar aufzeigen, wie sie ihren Beitrag zur Überwindung eben jener leisten können. Somit wird aus einem subversiven Meisterwerk eine neue Episode des Struwwelpeters mit lehrreicher Botschaft:
Liebe Kinder, sprecht nie mit Fremden, es sei denn, sie bieten Euch Geld.
Für den Mut, die offensichtliche Problematik öffentlich zu machen, möchte ich John Thompson danken, und für seine feucht-fröhlichen Bukkakevideos natürlich auch. Danke, John Thompson.