Durch Tumulders Erzählung fiel mir gestern mein letztes Erlebnis des Telefonterrors ein, das es echt in sich hatte.
Ich hasse es, anderenorts als in meinem eigenen Bett zu nächtigen, aber da dort irgendwelche Bauarbeiter meinten, um 7 Uhr morgens mit dem Preßlufthammer umgehen zu müssen, ließ ich mich letztens breitschlagen, bei meiner Freundin zu nächtigen.
Sie mußte gegen 6 Uhr raus - leise natürlich - also dachte ich, ich könnte mal wieder in Ruhe ausschlafen - bis ich gegen 11 Uhr vom Telefon geweckt wurde.
"Ja?"
"Guten Tag blablabla Telekom F. Otze* mein Name, dürfte ich bitte mit Frau Alfons sprechen?"
Ich bin ja gewieft und kenne diese Anrufe, also brachte ich meinen Standardspruch:
"Kein Interesse. Schönen Tag noch."
Also die letzten Jahre hat sich das immer bewährt und die Leute haben sich freundlich verabschiedet. Immerhin tue ich ihnen den Gefallen, ihnen nicht die Zeit zu stehlen, ohne was zu kaufen, sodaß sie ihre Energie lieber auf echte Opfer konzentrieren können; aber nein, die Schergen haben sich in letzter Zeit ein dickeres Fell zugelegt:
"Aber sie wissen doch gar nicht, worum es überhaupt geht."
"Es ist mir aber auch scheißegal."
"Was ist das denn für eine Einstellung? Sind sie immer so unhöflich?"
Im Normalfall hätte ich schon längst aufgelegt, aber irgendwie war die Dame so patzig, daß ich meine Ehre in Gefahr sah.
"Meistens schon; besonders, wenn man mich zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett klingelt."
"Ja aber es ist doch nach 11, da kann man ja anrufen."
"Aber nicht bei mir, kein Interesse. Schönen Tag noch."
Jetzt zog sie ihr Aß aus dem Ärmel
"Sie sind aber nicht unsere Vertragspartnerin. Ich möchte bitte mit Frau Alfons reden."
"Nö."
"Was heißt hier "Nö"? Ich arbeite für die deutsche Telekom und möchte mit meiner Vertragspartnerin reden!"
Jetzt wird sie pampig; das kann ich auch:
"Sind sie taub und blöd? Ich sagte Nö."
"Jetzt muß ich mich hier auch noch beleidigen lassen?"
"1. Ich habe sie nicht beleidigt, ich habe ihnen eine Frage gestellt.
2. Sie rufen bei mir an."
Resignation
"Sie wollen mir also wirklich nicht Frau Alfons geben?"
"Jupp."
"Und das entscheiden sie so einfach für sie?"
"Jupp."
"Aber vielleicht will Frau Alfons ja mit mir reden?"
"Nope."
"Woher wissen sie das denn?"
Zermürbung durch extreme Nerverei; glaubt die wirklich, das würde funktionieren?
"Ich habe hier die Hosen an; Frau Alfons tut, was ich sage. Und wenn ich ihr nicht erlaube, mit Ihnen zu spielen, dann spielt sie auch nicht mit Ihnen."
"Ich bin ja eigentlich eine ruhige Person, aber jetzt geht selbst mir der Hut hoch. Geben sie mir gefälligst Frau Alfons!"
"Sind sie ein verwöhntes Einzelkind, das immer alles bekommt, wenn es nur stetig lauter wird?"
"ICH WILL MIT FRAU ALFONS REDEN!"
"Dachte ich mir. Hör zu, Schätzchen; Frau Alfons kommt ans Telefon, wenn Die Hölle zufriert. Es ist Donnerstag 11 Uhr, da ist kein normaler Mensch zu Hause, sondern auf Arbeit - ein Prinzip, das man bei der Telekom vermulich nicht kennt. Wenn Du was von Frau Alfons willst, schick ihr einen Brief. Der einzige Grund, weswegen ich noch nicht aufgelegt habe, ist der, daß Deine Stimme ziemlich geil klingt, und ich mir so teures Geld für Telefonsex sparen kann. Also wie wärs, wollen wir uns mal treffen, damit Du Deine ohnehin schon feuchte Möse über meinen Schwanz stülpen kannst?"
"Tut...tut...tut...tut"
Alfons: 1 - Telekom: 0,
wobei ich zugeben muß, den Rest des Tages alle 30 Minuten den Hörer abgenommen zu haben, um das Freisignal zu checken, weil ich dachte, die würde vielleicht vor lauter Wut die Leitung kappen.
* die hieß wirklich so