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13.11.11
27.6.10
Das tapfere Ossilein
Tag 17 – Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen

Meine Ausgabe ist aus dem VEB Verlag für Buch- und Bibliothekswesen Leipzig und von 1974; zur Veranschaulichung über die Unfehlbarkeit von Lexika präsentiere ich hier mal unreflektiert zwei Einträge:
Imperialismus: höchstes und letztes Stadium des Kapitalismus; monopolistisch faulender oder parasitärer, sterbender Kapitalismus, dessen 3 Hauptwidersprüche (Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital, zwischen den imperialistischen Mächten selbst und zwischen den Metropolen des Imperialismus und den kolonialen und abhängigen Ländern) sich auf das äußerste zuspitzen
BRD, amtlich Bundesrepublik Deutschland: imperialistischer Staat in Mitteleuropa
Und obwohl ich mich nicht so richtig erinnern kann, wo der Blutfleck auf dem Einband herkommt, schätze ich mal, daß ich damit mindestens sieben Kapitalisten auf einen Streich totgeschlagen habe.
21.6.10
Alfons - Feind der Neger und Analphabeten
Tag 11 – Ein Buch, das er mal geliebt hat, aber jetzt haßt
Alfons kann gar nicht hassen, dafür ist viel zu gutmütig, und vor allem nichts, das er mal geliebt hat. Er kann allerdings über etwas schmunzeln, an das er als Kind mal für 5 Minuten geglaubt hat, bevor er angefangen hat zu denken (eine Tätigkeit, die er nach kurzer Zeit aber wieder einstellte, da sie zu unbequem wurde).
Und da der Pionierausweis ein bedrucktes Stück Papier ist, wird er hier kurzer Hand für diese Kategorie mißbraucht.

Ich wurde Jungpionier zu einer Zeit, in der man gar nicht wußte, was das alles überhaupt soll. Man hat eben Hemd und Halstuch getragen, bei Pioniernachmittagen so getan, als würde man zuhören und den ganzen sozialen Kram links liegen gelassen. Als es zum Beispiel darum ging, den armen Negerkindern in Nicaragua zu helfen, wurde Altpapier mit in die Schule gebracht und auf einer Wandkarte wurde ein Balkendiagramm geführt, auf der sich die Schüler ein Spendenrennen lieferten. Der Balken vom Arschkriecher Marcel Golisch sprengte nach kurzer Zeit den Rahmen, und es mußte extra dafür oben ein Blatt Papier angebaut werden, während meiner stetig bei Null lag. Auf die Frage, warum ich den Negerkindern in Nicaragua nicht helfen wolle, antwortete ich, daß ich 50 Pfennig Taschengeld die Woche bekomme, und das Papier deswegen selbst zu Sero bringe.
Darauf hat zwar niemand geantwortet, aber seitdem wurde ich von allen immer schief angeschaut. Irgendwann bin ich dann abends mal durch einen dunklen Tunnel gelaufen, und wurde überfallen. Während 3 Leute auf mich einprügelten, büllten sie was von "Spende wenigstens Blut für die Negerkinder in Nicaragua, Du Wichser!", also nehme ich an, es hatte was mit der Altpapieraktion zu tun.
Das Blut ging dann aber doch nicht an die Neger, sondern tropfte auf meinen Pionierausweis; ich merkte, was das für ein hohler Verein war, und faßte einen Entschluß: Ich würde über einen selbst gebuddelten Tunnel die Kurve kratzen...
19.6.10
Alfons & Alfons
Tag 9 – Das erste Buch, das er je gelesen hat

"Illuminati - saugeil; da hatte ich ein Lexikon neben der Couch, damit ich alles verstehe." -
"Ah ja..."
Aber in einer Zeit, als Kinder noch nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher hockten (da gab es nämlich noch Sendeschluß) und erst recht keinen eigenen im Zimmer hatten, gab es neben dem auf den Hof gehen keine wirkliche Alternative zur Freizeitbeschäftigung.
Alfons weiß also nicht, ob es wirklich Alfons Zitterbacke, Tom Sawyer, Die Schatzinsel oder noch kindgerechtere Bücher wie Nimmerklug oder der Ameisenferdinand war.
Was er sicher sagen kann ist, daß es auf jeden Fall eines seiner ersten Bücher war - und ein ganz feines noch dazu. Was mit Alfons kann ja nicht schlecht sein.
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