Posts mit dem Label Dan Brown werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Dan Brown werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

21.9.09

Indiana Langdon strikes back


Ein Professor wird für einen Vortrag nach Washington gebeten, findet dort aber nur eine abgehackte Hand, löst ein paar Rätsel, wird von einem Wahnsinnigen gepeinigt und ist am Ende um einiges weiser. Was sich auf den ersten Blick nach grandioser Scheiße anhört, entpuppt sich nach ein paar Seiten als grandiose Scheiße – immerhin haben wir es hier mit Dan Browns neuestem Streich zu tun. Robert Langdon hat nach den Illuminati und dem heiligen Gral den Hals noch nicht voll, und macht sich nun daran, die alten Geheimnisse der außerordentlich ordentlichen Wasserbüffelbrüder aufzudecken; unterstützt wird er dabei durch Dan Browns Talent, massentaugliches Technobabble mit Taschenspielertricks, Waschweiberphilosophie und ausgelutschten Verschwörungstheorien zu vermischen. "The Lost Symbol" ist grottige Schundliteratur, die (wie alle von Browns literarischen Auswüchsen) vorgibt mehr zu sein als sie eigentlich ist. Mit einer spöttischen Arroganz wird dem Leser als DAU wirklich jedes noch so unwichtige Detail kleinlich vorgekaut; dabei weiß ein nicht hirntoter Rezipient sowieso immer mindestens 50 Seiten vor dem Professor, was genau eigentlich los ist. Zu offensichtlich werden regelmäßig scheinbar nebensächliche Informationen eingestreut, die sich dann später als grandioser und besonders cleverer Plottwist verkaufen wollen, letztendlich aber nur kalter Kaffee sind. Wäre "The Lost Symbol" dabei nicht fast eine 1:1 Kopie vom Da Vinci Code (inklusive seines hohlen, metaphorisch religiösen Endes), könnte man es wenigstens als lustigen Trash abtun; so bleibt es leider nur ein ödes Déjà Vu. Das scheint den meisten aber egal zu sein; am Erscheinugnstag letzte Woche verkaufte sich das Buch wie geschnitten Brot, und wenn es am 14. Oktober auf Deutsch erscheint, wird es wie seine Vorgänger ein Kassenhit werden - im Doppelpack mit dem Lexikon für die Erklärung der schwierigeren Worte.
Vielleicht ist das Urteil aber auch zu hart, denn letztendlich ist "The Lost Symbol" die perfekte Klolektüre: Lesen, Lachen, Kopf schütteln, benutzen – dann ist der Baum wenigstens nicht umsonst gestorben.

5.6.09

Zuletzt gesehen: Quatsch mit Soße²

Eines muß man Tom Hanks in der Rolle des puzzelnden Professors lassen: er macht dabei eine wesentlich bessere Figur als Nicolas Cage; das liegt weniger am Charakter Robert Langdon, als an der Tatsache, daß Hanks sich noch einen Funken Seriosität bewahrt hat, während Cage sich für Geld keiner lächerlichen Frisur zu schade ist. Der ausgleichende Pol, der "Angels & Demons" dann doch wieder auf eine Stufe mit den National Treasure Filmen bringt, heißt Ron Howard, ein Mensch der sich selbst und seine Umwelt viel zu ernst nimmt, und nicht mitbekommt, daß er nun schon zum zweiten Mal grandiosen Müll verfilmt hat, der eine Prise - ach was, ein ganzes Kilo - Selbstironie gebrauchen könnte, um auf der Leinwand zu funktionieren. Dabei ist der aktuelle Film schon besser gelungen, als "The Da Vinci Code", weil er wesentlich straffer inszeniert ist, und trotz seiner 138 Minuten Lauflänge kaum Längen zu verzeichnen hat. Die Handlung ist ebenso dämlich wie bei der Fortsetzung, bietet aber wesentlich mehr Trashpotential, indem Brown am Ende mit einem Plottwist aufwartet, der... in der Verfilmung einfach unter den Teppich gekehrt wurde. Der Zuschauer darf sich im Film nämlich nicht halb totlachen, weil er nie erfährt, daß der Papst eine Liebesbeziehung zu einer Nonne hatte, deren Glaube aber so fest war, daß ein Wunschkind durch unbefleckte Empfängnis (künstliche Befruchtung) entstand. Genausowenig darf der Zuschauer ungläubig staunen, wie Langdon ohne Fallschirm aus einem Hubschrauber springt, und ohne wirkliche Schäden davonkommt. Hätte Howard das beibehalten, hätte man hier vermutlich das Trashfest des Jahres serviert bekommen; so schläft man lediglich nicht ein, wenn Hanks von Punkt A nach Punkt B und von Punkt B zu Punkt C läuft, um die Illuminati aufzuhalten - natürlich mit Happy End; und während er in der Vorlage zur Belohnung die hübsche Itakerin knallen darf, läßt Ron Howard dann seine eigene Note einfließen, indem er die Fickerei streicht, und Langdon stattdessen daran zweifeln läßt, ob er wirklich ein reiner Mann der Wissenschaften ist, oder ob er nicht vielleicht doch ein wenig an Gott glauben könnte - man will ja, daß der Film das religiösen Pack nicht beleidigt, was überm Teich zuhauf rumrennt. Es gibt Filme, die sind so schlecht, daß sie schon wieder gut sind - Angels & Demons gehört leider nicht dazu.