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11.7.09
Im Trauerfall
Wenn einem der Arzt aus heiterem Himmel eröffnet, daß man höchstwahrscheinlich in wenigen Monaten an Darmkrebs sterben wird, ist der Schock erst einmal groß: kein Kind gezeugt, kein Haus gebaut und keinen Baum gepflanzt; da hilft es kaum, daß man ab und an mal als Gefahr für die Allgemeinheit bezeichnet wird, im großen und ganzen war das wohl alles nichts. Also will man wenigstens gehen, ohne weiterhin jemandem zur Last zu fallen - und die wenigen Leute die einen vermissen, sollen lieber trauern, statt sich um irgendetwas kümmern zu müssen. Aber welches Beerdigungsinstitut soll man wählen? Schließlich weiß ja jeder, daß die meisten Bestatter die heulenden Verwandten wie eine Weihnachtsgans ausnehmen - wer trauert schaut nämlich nie aufs Geld. Aber nicht in Berlin! Hier gibt es eine Kette, die ihre Seriosität in riesigen, schreiend gelben Lettern auf die Schaufenster klebt. "Der Billigbestatter" - wo eine würdevolle Bestattung nicht teuer sein muß. In schönster, "Stan's Used Coffins"-Manier bekommt der Kunde hier für wenig Geld die volle Leistung geboten: Keine Trauerfeier und ein Grab auf einem Friedhof, den das Unternehmen nach Kostenabwägung selbst auswählt. Während manche Menschen das nicht einmal ihrem pädophilen Onkel zumuten möchten, bin ich begeistert vom Kapitalismus in seiner reinsten Form. Auch wenn ich ein wenig enttäuscht bin, daß man sich gegen bunte Leuchtreklame entschieden hat, die wesentlich mehr Kunden aufmerksam machen würde, habe ich mir das 400€ Paket gegönnt. Frei jeglicher Sorge stehe ich nun da und kann aufatmen. Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.

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