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15.1.10

Zuweilen ganz gut


Eine Kutsche fährt bei Nacht und Nebel rasant durch die Straßen und verfolgt Sherlock Holmes, der es darauf anlegt, den finsteren Lord Blackwood davor zu bewahren, eine junge Dame zu töten. Es klappt natürlich: der Oberschurke wird verhaftet, niemand außer den Schergen ist verletzt und es folgt eine Schlagzeile, die den gelösten Fall proklamiert - aber das ist erst der Anfang...
Nach langer Leinwandabstinenz lag es ausgerechnet an dem sich ewig auf der Stelle drehenden Guy Ritchie, den inzwischen fürs Publikum angestaubten Meisterdetektiv einer Frischzellenkur zu unterziehen, und wenn Downey Jr. sich mit Law durch die englische Arbeiterklasse prügelt, und dabei auch immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat, dürfte die Mission Massentauglichkeit ein voller Erfolg werden.
Von der Vorlage sind dabei aber nur die zwingend wichtigen Punkte übrig geblieben: Sherlock ist immer noch hochintelligent, ein virtuoser Verkleidungskünstler und spielt die Violine mehr schlecht als recht, aber es fehlt ihm an echten Ecken und Kanten. Die elitäre Arroganz wird ebenso auf Sparflamme zurückgedreht wie seine Drogensucht nur zu erahnen ist: statt beim Kokainrausch in Opiumhöllen wird er in seiner Freizeit lieber beim bare knuckle boxen gezeigt - das ist zwar weniger düster aber auch noch im Rahmen der Vorlage. Überhaupt wird sein Charakter nur rudimentär beleuchtet, und das hauptsächlich durch seine Beziehung zu John Watson. Der will nämlich ausziehen und heiraten, was Holmes so gar nicht gefällt. Es ist dabei kein Wunder, daß Ritchie mit Homosexualitätsvorwürfen konfrontiert wurde, ein klein wenig übertrieben sind sie allerdings schon. Holmes ist eifersüchtig, aber nur auf die ihm gestohlene Gesellschaft seines Freundes; Einsamkeit zieht sich durch seinen Alltag und einen Lebenssinn hat er nur, solange er an einem Fall arbeitet. Viel mehr muß der Zuschauer auch nicht über ihn erfahren, nur noch, daß es da auch mal eine Frau gab, der er immer noch hinterher schmachtet. Womit man auch gleich die obligatorische love interest für den Film hat - was müssen die Produzenten geflucht haben, als sie merkten, daß es in Holmes' Leben nur sehr wenig Frauen gab? Da muß Irene Adler wohl noch für einige Fortsetzungen herhalten.
"Sherlock Holmes" ist über weite Strecken wesentlich ernster als es die Trailer vermuten lassen, und Ritchie hat es endlich geschafft, einen Film zu drehen, der nicht wieder nur wie ein Remake seines Erstlings anmutet, und trotzdem ist ihm hier nicht der große Wurf gelungen. Obwohl der Film von Anfang an mehr auf Action als auf Krimi geeicht ist, ziehen sich zu viele Passagen zu sehr in die Länge; es wird zu viel Lärm um nichts gemacht, und nichts passiert, was die Handlung vorantreibt - richtig an Fahrt gewinnt der Film erst in der zweiten Hälfte; davor wird dem Zuschauer ordentlich Sitzfleisch abverlangt; zu simpel ist die Geschichte, zu absehbar das Geheimnis um den von den Toten zurückkehrenden Lord Blackwood, um wirklich spannendes Genrekino zu bieten.
Und wenn der Film dann komisch sein will, sind es zu oft platte Pointen auf dem Niveau des Köters, den Holmes immerzu für seine chemischen Experimente mißbraucht. "Der schläft doch nur." - Hahahahahahahahahaha.
Was bleibt ist ein buddy movie, das ab und zu gute Pointen hat, ab und zu gute action bietet und ab und zu auch irgendwie spannend ist. Wenn man für die Synchro Rainer Brandt verpflichtet hätte, könnte man vermutlich noch einiges rausholen - Bud Spencer & Terence Hill auf Crack, das würde mir gefallen.