21.6.10

Alfons - Feind der Neger und Analphabeten

Tag 11 – Ein Buch, das er mal geliebt hat, aber jetzt haßt


Alfons kann gar nicht hassen, dafür ist viel zu gutmütig, und vor allem nichts, das er mal geliebt hat. Er kann allerdings über etwas schmunzeln, an das er als Kind mal für 5 Minuten geglaubt hat, bevor er angefangen hat zu denken (eine Tätigkeit, die er nach kurzer Zeit aber wieder einstellte, da sie zu unbequem wurde).
Und da der Pionierausweis ein bedrucktes Stück Papier ist, wird er hier kurzer Hand für diese Kategorie mißbraucht.

Ich wurde Jungpionier zu einer Zeit, in der man gar nicht wußte, was das alles überhaupt soll. Man hat eben Hemd und Halstuch getragen, bei Pioniernachmittagen so getan, als würde man zuhören und den ganzen sozialen Kram links liegen gelassen. Als es zum Beispiel darum ging, den armen Negerkindern in Nicaragua zu helfen, wurde Altpapier mit in die Schule gebracht und auf einer Wandkarte wurde ein Balkendiagramm geführt, auf der sich die Schüler ein Spendenrennen lieferten. Der Balken vom Arschkriecher Marcel Golisch sprengte nach kurzer Zeit den Rahmen, und es mußte extra dafür oben ein Blatt Papier angebaut werden, während meiner stetig bei Null lag. Auf die Frage, warum ich den Negerkindern in Nicaragua nicht helfen wolle, antwortete ich, daß ich 50 Pfennig Taschengeld die Woche bekomme, und das Papier deswegen selbst zu Sero bringe.
Darauf hat zwar niemand geantwortet, aber seitdem wurde ich von allen immer schief angeschaut. Irgendwann bin ich dann abends mal durch einen dunklen Tunnel gelaufen, und wurde überfallen. Während 3 Leute auf mich einprügelten, büllten sie was von "Spende wenigstens Blut für die Negerkinder in Nicaragua, Du Wichser!", also nehme ich an, es hatte was mit der Altpapieraktion zu tun.
Das Blut ging dann aber doch nicht an die Neger, sondern tropfte auf meinen Pionierausweis; ich merkte, was das für ein hohler Verein war, und faßte einen Entschluß: Ich würde über einen selbst gebuddelten Tunnel die Kurve kratzen...

2 Kommentare:

  1. Zu meiner Zeit in der Hitlerjugend hatte man mit sowas keine Probleme.

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  2. Aber hattes Du auch so einen schönen Ausweis?

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