14.6.09

Zuletzt gesehen: Death Race (2008)


Nachdem Kupferstecher Alfons, bedingt durch den There-Will-Be-Blood-Schock keine Filme von P.W.T.S. Anderson mehr schauen mag, habe ich mich schweren Herzens geopfert und dessen neuestes Werk begutachtet. Und ich muss sagen (das darf ruhig vorweggenommen werden), mit DEATH RACE hat sich der sympathische Wahlkirgisier wieder gefangen und liefert einen Streifen in der Tradition seines großen Erfolges PUNCH-DRUNK LOVE ab.

Denn wieder einmal geht es um den modernen Mann und seinen Platz in der Gesellschaft. Doch wo Adam Sandler seinen Testosteronüberschuss noch mit dem Sammeln von Vielfliegermeilenpuddingbonuspunkten in nützliche Bahnen zu lenken suchte, tritt Jason Statham gleich das Pedal bis zum Bodenblech. Denn in einer Welt der Massenmedien und –arbeitslosigkeit kann ein Mann nur eines tun: Für gelangweilte Internetzuschauer dem futuristischen Zwangsvollzugsrennsport fröhnen und die Mithäftlinge mit Öl und Napalm traktieren. Unterstützt wird er dabei durch eine Navigatorin aus dem benachbarten U-30-Biatch-Knast, die ihm sagt, wann die nächste Bodenplatte auf der Strecke irgendwelche Extras an seiner Karre aktiviert. Dies ist vielleicht der Zeitpunkt, an dem unsere älteren Semester sich gerne ausklinken würden, weil sie so etwas zur Genüge von ihren heimischen Super-Mario-Kart-Sessions kennen und lieber etwas Hipperes, Frischeres serviert bekommen hätten.

Doch dies wäre ein Fehler, denn erstens wird im Film selbst schon genug ausgeklinkt (Spikes, Ketten mit Morgensternen, etc.), und zweitens ist Anderson trotz Daueraction mit seiner Sinnsuche in Fragen männlicher Identität noch lange nicht am Ende. Dafür sorgen raffiniert verschlüsselte Subtext-Bilder (die Gefängnisdirektorin, gespielt von einer Frau, zwingt unserem Helden eine Maske auf), welche die Regie immer wieder mit frischen, so noch nie da gewesenen Ideen (in der Gefängniskantine wird mit Tabletts gekämpft) zu garnieren versteht. Alles, was seinem Ölbohrfilm abging, ist plötzlich wieder vorhanden, jedes inszenatorische Rädchen greift ins andere und treibt den Entertainmentboliden mit Vollgas Richtung Programmkinomatinée, in welcher er in einer gerechten Welt künftig laufen wird. Wenn die Weiber uns denn lassen.

Fazit: Viele haben es geahnt, DEATH RACE untermauert es nun eindrucksvoll: Der Bollywood-Film ist im Kommen.

3 Kommentare:

  1. Das klingt ja vielversprechend, einen herausragenden Identitätskrisenfilm, der uns einen gebrochenen Mann in all seiner Verletzlichkeit zeigt, hatten wir ja seit "John Rambo" nicht mehr. Wenn doch nur mehr Regisseure den Mut haben würden, sich bei Männern im Film auf den emotionalen Aspekt und die Seele zu konzentrieren. Weinen ist kein alleiniges Frauenattribut.

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  2. Ja, vor allem die letzte Szene inklusive poetischem Monolog aus dem Off ist herzzerreißendes Gefühlskino. So geheult hab ich dann seit ARMAGEDDON nicht mehr...

    Trotzdem ist der Film kacke, denn es werden keine Menschen mehr für Punkte überfahren. Das macht den Originalfilm schließlich zu dem unvergessenen kinematografischen Meilenstein, der er ist...

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  3. Menschen für Punkte überfahren mache ich die ganze Woche.
    Im Kino brauche ich meinen Urlaub vom Alltag, insofern fand ich diese Abänderung gut.

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