Dirt war dieses Wochenende das machen, was er neben dem Pornodrehen und post-orgiastischen Extra-Abspritzen für Großaufnahmen am besten kann: Tanzen.
Kulturkosmonautik und Ferienkommunismus sind die Schlagwörter der FUSION, einem Festival für 5000 Alt-Hippies, Rastas, Druffis und andere Grenzgänger - selbst Michael Jackson soll gesehen worden sein - und 50000 jener Mimikry-Leute, die sich für ein Wochenende als solche tarnen. Da alles ja so ganz anti gegenüber dem üblichen Festivalalltag sein soll, sind Festivalgelände und Campinggelände eine Einheit. Man muss sich nicht den Sack von Einlass-Security-Anabolika-Stieren abgrabbeln lassen und kann seine Feuerwerkskörper bequem zu den Floors mitnehmen und in die Menge jagen. Dieses Jahr leider fast ohne Öko-Familien, die mit ihrem sechsjährigem Nachwuchs neben den Drogenopfern spielen. Sie hatten ihr eigenes Reich. Entspannt können die Bierflaschen direkt auf die Tanzfläche geschmissen werden und nach 72 Stunden fühlt man sich, als würde man in Afrika auf einer Müllhalde nach Essbarem suchen.
Drei Tage lang Durchswingen auf 'nem Nonstop-Floor? Wie das möglich ist? Ganz einfach: Eine Flasche Nordhäuser Doppelkorn und 'nen Kasten feines Oetti helfen für's Warm-Up, schnell noch drei Bahnen Peppen ziehen, bei dickem Geldbeutel natürlich Koks, die Jim-Beam-Liquid-Ecstasy-Mische nicht vergessen und ab damit auf den Floor. Mit Pilzen lassen sich Farben und Lichter anfassen. Den ab und an aufkommenden Hunger tilgt man mit Ökofraß, von dem die Luft versifft ist. Ferienkommunisten essen nämlich nur vegetarisch. Komisch bloß, dass diejenigen, die das Fleisch verabscheuen, es mit eierpampigen Tofu-Burgern imitieren. Freaks.
Achja, die Herausforderung eines jeden Festivals natürlich: Wie bringt man seinem Darm bei, 3 Tage lang keine Scheiße zu produzieren oder sie zumindest beim Anklopfen den Darmgang mithilfe des Schließmuskels wieder hinaufzuprügeln? Es ist freilich eine Kunst, die gelernt sein will. Doch es ist möglich. Habe ich mir sagen lassen. Für die Nicht-Asketen unter uns wartet irgendwann der unvermeidliche Gang zum Dixi, zur fäkalen Gaskammer, mit deren Gestank sich ethnische Kriege führen ließen. Aber vielleicht bin ich auch nur zu spießig (schade auch, dass ich sonntags meine FAZ hier nicht kaufen konnte), was so ein in Pisse schwimmendes und bis zum Toilettendeckel zugeschissenes Dixi angeht und sollte es lockerer sehen wie dieser Kulturkosmonaut aus dem Fusion Forum:
nur mal so ein vorschlag in dieser runde: ich hab letztes jahr über genau dies thema mit einer frau gesprochen, weil es - wie wohl immer und überall, wo viele menschen auftauchen - thema wurde. unsere gedanken liefen auf eine idee hinaus, die der menschheit das scheißen wieder näher bringen sollte. wir hatten überlegt einen kackwagen zu bauen, in dem der gast auf die verschiedensten interkulturellen arten erleichterung finden kann.
leider haben wir das aus verschiedensten gründen nicht weiter verfolgt, aber der punkt ist doch, dass mensch sich von seiner eigenen kacke so dermaßen entfremdet hat, dass mensch es nicht mal mehr gebacken kriegt, sie umweltgerecht zu versorgen, sobald es mal keine industrielle zivilanlage dafür gibt (wobei deren umweltverträglichkeit auch fraglich bleibt). ich meine, hier könnte man vielleicht mal bei unserer reinlichkeitserziehung einhaken: - klar, die eigenen kacke zu futtern kommt nicht gut! aber die tiefe ekelverpestete abscheu gegen die eigenen exkremente unserer gesellschaft tragen auch nicht dazu bei, dass mensch sich überhaupt traut, sich verantwortungsbewusst mit ihnen auseinander zu setzen und sie auf gesunde art und weise zu versorgen.
Für die Frauen wurde zum Pinkeln schon im letzten Jahr die praktische "Fusionella" eingeführt. Der Veranstalter:
"Auf der diesjährigen Fusion wird das Stehpinkeln erstmalig keine Genderfrage mehr sein und die Freudsche Theorie vom Penisneid endgültig ad absurdum geführt. Mittels eines kleinen, praktischen und zugleich stylischen Accessoires, der "Fusionella", haben Frauen nunmehr die Möglichkeit sich mal fix am Urinal einzureihen oder die eigens geschaffenen Frauenpissrinnen zu nutzen!
Das notwendige Hilfsmittel zum schnellen "Austreten" ist ein einmalig verwendbarer, mit einem Handgriff aufklappbarer Papptrichter."
Toll, oder? Die Accessoiretauglichkeit ist übrigens unbestritten. Sieht schick aus.
Also ich bin einmal tief in mich gegangen und habe verantwortungsbewusst über meine Exkremente nachgedacht. Im nächsten Jahr werd' ich einfach in die Fusionella kacken. Binde ich dann an eine Pyrorakete und ab damit.
Impressionen aus dem letzten Jahr:
Er war natürlich auch in diesem Jahr wieder körperlich anwesend.
Sieht eher aus wie Dein Wochenende mit Kumpels am Baggersee, als ein größeres Festival.
AntwortenLöschenDie Kackproblematik kenne ich aber, beim Bund hatten wir dafür extra Schokolade - und als deutsche Wertarbeit hat die immer funktioniert; was da nach 5 Tagen Verstopfung rauskommt, kann man beim Juwelier für viel Geld verkaufen.
Klingt ansonsten sehr kuschelig, wieviele Zelte samt Insassen sind von der tanzenden Meute plattgetrampelt woden?
Natürlich hatte ich mich auch mit Schokolade eingedeckt. Aber bei einem Verdauungstrakt, der täglich dreimal einen Scheißprozess initiert und auf der FUSION ob des fehlenden, nun wenigstens einzigen Bratwurststandes morgens, mittags, abends mit grilliertem Fleisch-ist-MEIN-Gemüse versorgt wird, platzt einem irgendwann zwangsläufig der After.
AntwortenLöschenHardcore-Floor-Zelter habe ich in diesem Jahr nicht entdeckt. Aber da sich jede tagsüber ruhige Ecken nahe der Bühnen nachts in Bäche aus Pisse verwandeln, ist dies auch nicht anzuraten. Im vorigen Jahr gab es aber auch Hartgesottene, die direkt auf den Hangars (ehemaliges Militärgelände) campierten.
Die Lagerfeuerromantikvideos sind bestimmt von Verplanten, die nach einer Woche noch da waren. Nein, der Kulturkosmos kennt keine Werbung und so erlaubte ich mir hier nur, Understatement-Videos mit Techno-Gebratze zu posten. Tatsächlich läuft auch viel Raggae-Müll und gar Metal-Scheiße sowie all mögliche alternative Performance-Kunst. Das Festival-Kino zeigte üblicher erfreulicherweise drei Ed-Wood-Filme.
Aber so sieht es 6 Uhr morgens auf einer Peripherietanzfläche mit technoidem Belästigungslärm aus:
http://www.youtube.com/watch?v=2Bh3lMqvT_A
Leider konnte ich mich nicht zerreißen und hoffe, der Rajko B. berichtet uns noch vom Christopher Street Day.
Die tanzen da ja wirklich voller Elan ab.
AntwortenLöschenUnd der Leser, der Dirt Diggler in dem Video identifizieren kann, bekommt einen Preis.
Irgendwann gehen jedem Mal die Drogen aus.
AntwortenLöschenTipp für Wo ist Walter... äh Dirt?: Für einen besseren Überblick zieht Euch eine Pille rein, klettert gedanklich auch auf einen der Würfeltürme (vergesst dazu das Bergsteigerseil nicht, um da hochzukommen) und haltet Ausschau nach dem besten Tänzer, der sich gerade eine Wurst verkneift.
Ja, aber ich dachte, wenn die Drogen aus sind, gehen alle nach Hause, weil sie merken, daß die Musik beschissen ist...?
AntwortenLöschenJa, in der Tat. Dass Lady Gaga nicht da war, war auch 'ne Sauerei.
AntwortenLöschenAlso, ich habe sie da in dem Video gesehen.
AntwortenLöschen