8.7.09
Obskure Grüße
Jedes Jahr das gleiche: Man will eigentlich nur seine Ruhe haben und in alleine vor sich hin heulen, weil man schon wieder ein graues Haar entdeckt hat, aber die bekackten Verwandten lassen einen trotzdem nicht in Ruhe. "Überraschung!" brüllend oder lautstark "Happy Birthday" singend stehen sie vor der Tür und erwarten Kaffee und Kuchen im Austausch gegen billigen Dreck wie Heizdecken oder Handtücher. In dem Moment lobt man sich dann die Leute, die nur kurz anrufen, gratulieren und gleich wieder auflegen.
Irgendwo abseits liegen dann die Kartenschicker: für einen Umschlag - der den Vorteil hätte, daß man einen Geldschein beilegen könnte (die unangefochtene Nr.1 im coolen Buch der Gratulanten) - sind sie zu geizig, haben aber wenigstens den Anstand, zu gratulieren ohne einem gleich die Tür einzutreten.
Mein persönlicher Favorit ist dann aber die andere Gruppe der Kartenschreiber: die "Ich-hasse-Dich-gratulier-Dir-aber-trotzdem-weil-ich ein-besserer-Mensch-als Du-bin"-Elite. Ein Paradebeispiel dafür ist hier abgebildet; man schreibt eine Haßtirade und streicht am Ende alle Schimpfwörter raus. Der obige Gruß zeigt exquisit, wie man völlig minimalistisch aus "Ich hoffe, Du verreckst an Deiner eigenen Scheiße, Du Arschloch!" etwas positives zaubern kann, auch wenn man, ob der Freude der soeben entdeckten Floskel, einen kleinen Grammatikfehler produzierte, der die Gesamtkomposition ein wenig trübt.
War man so blind, daß man es erst viel später erkannte und dann hastig nachkorrigierte (deswegen die andere Farbe)? Eine Theorie, die zumindest zeigen würde, daß das Verfassen einer "Ich-hasse-Dich-gratulier-Dir-aber-trotzdem-weil-ich ein-besserer-Mensch-als Du-bin"-Karte eine Kunst ist, die nicht jeder so leichtfüßig beherrscht, wie er gerne annehmen würde.
Meine Lieblingstheorie ist aber, daß man sich des Fehlers gar nicht bewußt wurde, und der Postbote es vor dem Einwerfen noch schnell korrigierte, damit der Adressat sich nicht auch noch über die fehlende Bildung des deutschen Pöbels aufregen muß.
Mein Dank an den Briefträger und ein freundliches "Fick Dich doch selber, Mausi!" an den Absender.
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Oder man mache es wie ich und spare sich gleich die scheinheilige, von der Gesellschaft geforderte Gratulation. Ein Geschenk gibt's natürlich trotzdem: einen "Ich hoffe, Du verreckst an Deiner eigenen Scheiße, Du Arschloch!"-Anzug. Den klemmt man dann an sein Abwasserrohr and happy birthday!
AntwortenLöschenOkay, wer nun wieder denkt, Dirt, Du bist ein sehr kranker Mensch... dem ist nur zu sagen, dass diese glorreiche Idee natürlich gar nicht meines Gehirnes Verdienst und wie überhaupt mein ganzes Dasein nur klägliche Zweitverwertung ist.
Oh wei, hatte jemand Geburtstag? Hab ich was vergessen? Hm... na ja, nachträglich und so, ne?
AntwortenLöschenDanke und so, ne? ;)
AntwortenLöschenHier ist der Anzug nochmal visualisiert.
AntwortenLöschenhttp://www.youtube.com/watch?v=teufz17PqoY
Wann ist die Party?
Die war gestern, kam aber keiner.
AntwortenLöschenIst doch geil. Umso mehr für Dich zum Saufen.
AntwortenLöschenJa, und die Mettbrötchen schmecken auch noch.
AntwortenLöschenHerzlich Glückwunsch, du Witzfigur.
AntwortenLöschenHappy PISSday
AntwortenLöschenFindet Ihr es nicht langweilig, mir so ganz anonym die Pest an den Hals zu wünschen?
AntwortenLöschenWer hat denn von Pest gesprochen, Doofbirne?
AntwortenLöschenDie Stimmen in meinem Kopf. Und wenn ich aufgrund Deiner URL nicht so mordsmäßig lachen müßte, wäre mir sicherlich auch was besseres eingefallen.
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