15.2.10

Helau

Wir befinden uns im Jahre 2010 n. Chr. Ganz Deutschland ist von den Idioten Narren besetzt... Ganz Deutschland? Nein! Eine von unbeugsamen Deutschen bevölkerte Stadt hört nicht auf, den IQ-Dieben Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die hohlen Torfköppe, die als lustige Spaßbesatzung in den befestigten Lagern Köln, Mainz, Düsseldorf und Mönchengladbach liegen...
Leider ist man selbst in Faschingshaßhochburgen wie Berlin oder Hamburg nicht davor gefeit, als Kind in den ein oder anderen Fasching zu geraten; aber sowie man gelernt hat, selbstständig zu denken, erkennt man die Lächerlichkeit hinter der einmal im Jahre befohlenen Fröhlichkeit, und bleibt einfach zu Hause, wenn Ernie der Heidi bei der Polonese an die Schulter faßt, obwohl er lieber ihre Titten gegriffen hätte, weil sich das auch viel besser reimt.
Deswegen habe ich dann auch leider nicht so viele Faschingsanekdoten parat, und die, in der ich als Adolf Hitler verkleidet in der Schule auftauchte, woraufhin mir die Lehrerin rasch ein Geisterkostüm zauberte, unter der ich meine hart erarbeitete Hakenkreuzuniform verstecken sollte, erzähle ich heute lieber nicht.
Stattdessen fällt mir aber das hier ein:
Als ich zur Grundschule ging, wütete gerade der Vietnamkrieg, war dementsprechend auch ständig in den Medien und in aller Munde. Deswegen entschied sich die Lehrerin meiner Parallelklasse dazu, gemeinsam mit ihren Schülern auszudiskutieren, ob man denn überhaupt Fasching feiern sollte, weil es ja parallel für viele Kinder eine schreckliche Zeit sei (meine Lehrerin war übrigens noch vom alten Schlag jenseits von pc-Überlegungen und meinte einfach: "Was haben meine Kinder mit dem Krieg zu tun, wir feiern!").
Naja, diese Diskussion entzweite die Klasse ein wenig, und während viele die Notwendigkeit einer Feier plötzlich nicht mehr gegeben sahen und sich lieber unverkleidet treffen wollten (Mädchen), beharrte die andere Fraktion auf ihren schon seit geraumer Zeit zusammengestellten Kostümen (Jungen). Größter Fürsprecher der Verkleidungsfraktion war im Übrigen Klassenrowdy Umut, den wir schon gut von den Große-Pause-Rangeleien um den Fußballplatz kannten.
Fazit des Ganzen: Wer sich verkleiden wollte, durfte das tun, Zwang dazu bestand nicht. Einzige Bedingung: Die traditionell martialischen Jungsverkleidungen "Cowboy und Indianer" sollten möglichst gemieden werden. Was für ein Glück für Umut, der schon weitergedacht hatte und zur Feier als Soldat im Flecktarn und mit MG erschien.
Wie Jetzt? Wo hier die Pointe ist? Ach so: Umut wurde 1997 während des Oderhochwassers beim Versuch, den Fernseher aus seinem überfluteten Haus zu retten, von einem Bundeswehrsoldaten erschossen. Der dachte, Umut wäre ein Plünderer, denn wie viele Deutsche kanakischer Abstammung haben in Brandenburg schon ein Haus...?
Aber daß Karneval meistens doch voll knorke ist, zeigt u.a. der lustigste Mensch Deutschlands, Bernd Stelter:

7 Kommentare:

  1. Karneval ist Kultur. Der Spielmannzug frohlockt mit hausgemachtem Beats. Die Umzugswagen geben ihren spöttischen Kommentar zur politischen Landschaft. Hatte mir auch schön einen Bericht im Kopf zurechtgelegt, ihn dann aber wieder versoffen.

    Danke trotzdem für die Spesen.

    AntwortenLöschen
  2. Hast ja bis Morgen Zeit, Dir doch noch was aus dem Arsch zu ziehen. "Spöttische Kommentare zur politischen Landschaft?" - So rechtfertigt Ihr bei Euch da oben brennende Kreuze und daran geknüpfte Asylanten?

    AntwortenLöschen
  3. Nein, das nennen wir hier Reichskristallnacht. Ich sah allerdings als embedded journalist in Mainz ( - wie Du ja richtig schreibst, hier oben wird Karneval ja nur gehasst oder das Peinlichsein nur peinlich kopiert), ich sah also viele, die sich als Afrikaner verkleidet haben. Ziemlich überzeugende Kostüme, aber nicht ganz mein Fall, ich verkleide mich ja schließlich auch nicht als Kakerlake.

    AntwortenLöschen
  4. Richtig fesselnd und lebendig, deine Erzählung aus der Grundschule. Kam mir beim Lesen vor, als wäre ich dabeigewesen.

    Ansonsten: Breite Zustimmung zum Karnevalshass. Ich als alter Ladies' Man würde auch nur maximal zu so etwas umprätentiös-Geschmackvollem wie dem Hamburger LiLaBe gehen, wo Ficken erste Bürgerpflicht ist und umsonst reinkommt, wer seine Matratze mitbringt. Das kommt gleich zum Punkt, ohne Büttenreden.

    AntwortenLöschen
  5. Im Herzen bin ich ja auch Karnevalshasser, in der Grundschule immer nur widerwillig die Cowboysachen angezogen - aber Umstände führen einen doch ab und an mal dahin. Zum Beispiel Titten und Bier.

    Von dem Hamburger LiLaBe erzähl mal bitte mehr. Hört sich nach Titten an. Trinken die da auch Bier? Dann bin ich dabei.

    AntwortenLöschen
  6. "Richtig fesselnd und lebendig, deine Erzählung aus der Grundschule. Kam mir beim Lesen vor, als wäre ich dabeigewesen."

    Willst Du Dich jetzt als Umut outen, Brian Fantana? Ich hab Dich aber doch erschoss..äh sterben sehen...?

    AntwortenLöschen
  7. Jahaa, aber man hat mir Cyborgteile verpasst, und jetzt bin ich wieder da, stärker und besser: iMut!

    @Dirt:

    Gesagt ist alles, jetzt müssen Bildergalerien sprechen:

    http://www.nightlife-international.com/veranstaltungen/Lilabe_2009.shtml

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.