20.6.09

Zuletzt gesehen: Mädchenmund - Der Agent

 
Lisa sitzt auf der Bank und wartet auf den Bus, da wird sie von dem netten Onkel anqequatscht, ob sie sich nicht etwas Geld verdienen will. Lisa will natürlich...Bom Chika Wow Wow! John Tompson, der Rebell unter den Underdogregisseuren befindet sich auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft; "Mädchenmund - Der Agent" ist postmodernes Zitatekino in Perfektion: scharfzüngige Dialoge, die an einen Tarantino aus der Zeit erinnern, als es noch bedeutsam war, an Tarantino zu erinnern, treffen auf das visuelle Genie eines Kubrick. In 4:3 konzipiert, um dem verstorbenen Filmemacher Respekt zu zollen, ist jede Einstellung minutiös geplant und perfekt geframed. Das kongeniale Tondesign vermittelt dem Zuschauer das Gefühl, direkt neben den Protagonisten auf der Bank zu sitzen, und so mittendrin- statt nur dabei zu sein. Das Setting und die Ausleuchtung mögen im ersten Moment seltsam künstlich wirken, aber der aufmerksame Rezipient entdeckt darin natürlich Methodik. Thompson hält der Gesellschaft den Spiegel vor und zeigt, daß Sexualität bei Jugendlichen heutzutage jeglichen anrüchigen Reiz verloren hat, die sie vor dem Zeitalter des Internets noch hatte. Wo heute jeder 12-jährige mit Pornographie überrollt wird, stellt sich bei vielen ein Übersättigungsgefühl und Langeweile ein. Doktorspiele werden artifiziell und routiniert abgespult, weil es für geschlechtsreife Heranwachsende nichts mehr zu entdecken gibt. Die Entfremdung der Menschen untereinander, weil sie ihre kostbare Zeit lieber alleine mit ICQ und in Chatrooms verbringen, statt mit ihren Freunden und Geliebten beisammen zu sein, wird hier von Thompson ebenso angeprangert wie die Kinderarbeit in Malaysia - bei der viele sogar noch weniger als einen Euro pro Stunde verdienen. "Mädchenmund - Der Agent" ist somit hochbrisantes Politkino, das gerade im Wahljahr nicht ignoriert werden kann. Leicht zwiegespalten wurde jedoch die eigentliche Hauptaussage des Filmes aufgenommen, dabei will Thompson eigentlich nur die Kinder und Jugend über die Wirtschaftskrise informieren und ihnen sogar aufzeigen, wie sie ihren Beitrag zur Überwindung eben jener leisten können. Somit wird aus einem subversiven Meisterwerk eine neue Episode des Struwwelpeters mit lehrreicher Botschaft:
Liebe Kinder, sprecht nie mit Fremden, es sei denn, sie bieten Euch Geld.
Für den Mut, die offensichtliche Problematik öffentlich zu machen, möchte ich John Thompson danken, und für seine feucht-fröhlichen Bukkakevideos natürlich auch. Danke, John Thompson.

10 Kommentare:

  1. Hey, klaut der doch glatt meine "Ein-Euro-Fünf-Euro"-Masche!

    Naja, Ernst beiseite: Die Kamera ist wirklich zum Niederknien gut und dran an allem. Michael Mann, geh' kacken!

    Zum gesellschaftlich relevanten Inhalt kann ich leider nichts sagen; komme so selten vor die Tür, dass ich gar nicht mehr weiß, wie's in Deutschland aussieht, geschweige denn was abgeht. Steht die Mauer eigentlich noch?

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  2. Glaube schon, zumindest bin ich noch keinen sächselnden ICQlern begegnet.

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  3. Alfons, was bist Du für ein Meister. Du kannst Dir die tiefgreifendsten Gedanken über unsere Welt und ihre Elemente machen und dabei trotzdem mühelos abspritzen.

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